Antiochia

Antiochia
Antiọchia,
 
griechisch Antiọcheia, Name mehrerer hellenistischer Städte:
 
 1) Antiochia am Orọntes, das heutige Antakya, im Altertum die Hauptstadt der Seleukiden in Syrien, von Seleukos I. Nikator um 300 v. Chr. gegründet. Antiochia war eine bedeutende Handelsstadt; 64 v. Chr. wurde es Sitz eines römischen Statthalters und war drittgrößte Stadt des Römischen Reichs. 526 n. Chr. durch Erdbeben verwüstet, wurde es 540 vom Perserkönig Chosrau erobert und vollends zerstört, danach von Justinian I. als Theupolis wieder aufgebaut. 637 wurde die Stadt durch die Araber eingenommen, 1098 durch die Kreuzfahrer (Hauptstadt des Fürstentums Antiochien); 1268 wurde sie wieder arabisch, seit 1516 gehörte sie zum Osmanischen Reich.
 
Antiochia besaß die erste heidenchristliche Gemeinde und wurde bald ein Zentrum frühchristlicher Theologie (antiochenische Schule) und kirchliche Macht. Konstantin I. ließ hier einen oktogonalen Zentralbau als erste Kirche errichten. Der dortige Patriarch war nach denen von Rom, Alexandria und Konstantinopel im Rang der vierte. Bedingt durch Kirchenspaltungen führen diesen Patriarchentitel zurzeit die Oberhäupter der syrisch-orthodoxen Christen, der westsyrischen Kirche und auch verschiedene Häupter unierter Kirchen.
 
Von Bauten der Antike ist so gut wie nichts erhalten (Brücke des Kaisers Diokletian, Ruinen eines unter Trajan erbauten Aquädukts sowie der justinianischen Stadtmauer). Zahlreiche Mosaikfunde aus römischen Häusern und Palästen sowie eines Martyriums des 4. Jahrhunderts enthält das archäologische Museum von Antakya.
 
 
V. Schultze: Altchristl. Städte u. Landschaften, Bd. 3 (1930);
 
Antioch on the Orontes, hg. v. G. W. Elderkin u. a., 4 Bde. (Princeton, N. J., 1934-48);
 V. Corwin: St. Ignatius and Christianity in Antioch (New Haven, Conn., 1960);
 G. Downey: A history of Antioch in Syria (Princeton, N. J., 1961; Neuausg. u. d. T.: Ancient Antioch, ebd. 1963).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Alexandria und Antiochia: Zentren theologischer Bildung
 
 2) Antiochia in Pisidi|en, an der Grenze zu Phrygien, 20 km westlich von Akşehir (Türkei), gelegen. Von Seleukos I. Nikator gegründet, erhielt Antiochia in römischer Zeit unter Augustus eine Veteranenkolonie. Fundort lateinischer Fragmente des Monumentum Antiochenum, neben dem Monumentum Ancyranum eine weitere Ausfertigung des augusteischen Tatenberichts.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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